2023/10
Bernds Gedanken
Schön das es Euch gibt
Liebe Grüße aus der Theaterwelt und bleibt gesund,
Vor ein paar Tagen besuchte ich das Grab meiner Mama. Es war ihr Sterbetag, und sie fehlt nun schon sieben Jahre. In diesen sieben Jahren ist so viel passiert, und trotzdem fühlte es sich nicht weit weg an. Als ich dort so in der warmen Spätsommersonne stand, und mir einige Erinnerungen durch den Kopf gingen, musste ich an die Menschen denken, die ebenfalls nicht mehr zu Lebzeiten meinen Weg kreuzen werden. Im Laufe meiner 52 Lebensjahre habe ich viele Stufen des Lebens beschritten. Auf einigen habe ich verweilt und sie intensiv wahrgenommen. Andere habe ich im schnellen Schritt fast übersprungen. Und wenn wir ganz ehrlich sind, auf unserem ganzen Weg, die Treppe hinauf, wurden wir gestützt und gehalten, von den Menschen, die uns einfach mal auf dieser Treppe begegnet sind. Vom mürrischen Nachbarn auf der einen Seite, den schreienden Kindern von der anderen Seite, der Sportlehrerin oder dem netten Reifenhändler von nebenan. Ich habe mir bei allen Menschen etwas abgeguckt und viele Bilder gespeichert. Mir wurde bewusst, wie wertvoll das Lachen und das Winken meines damaligen Fahrlehrers ist, wenn wir uns zufällig sehen. Wie warm mir ums Herz wird, wenn ich mit der Nachbarin schnacke und mit ihrem Hund tobe. Mir fiel plötzlich auf, dass ich mit einem Grinsen aus dem Supermarkt gehe, nach der kurzen Neckerei mit der Kassiererin. Wie entspannt es sich anfühlt, wenn ich im Waldcafé Corell mit den Servicekräften plaudere und sie mir meinen Kaffee und meiner Bulldogge ein Leckerli servieren. All diese Bausteine machen unseren Alltag zu etwas Besonderem. Doch ist uns das so bewusst? Oder fällt es erst auf, wenn einer dieser Bausteine fehlt? Sagen wir den Menschen um uns herum oft genug, wie wichtig sie uns sind? Ich weiß nicht, ob ich mutig genug bin, einem anderen – vermeintlich Fremden - zu sagen, „Hey, schön dass es dich gibt!“ Eines weiß ich auf jeden Fall, wir Laienspieler sind uns absolut bewusst, was ihr, liebe Niendorfer*innen (und drum herum), uns bedeutet. Ihr habt eine der wichtigsten Hauptrollen in unserem Weihnachtsmärchen. Seit 49 Jahren, dreht es sich bei uns um euch. Um euer Lachen, um euren Applaus, um die leuchtenden Kinderaugen, die angekurbelte Fantasie, um die Spitzen in unserem Stück, die nur die Erwachsenen verstehen. Es geht um die Generationen, die wir begleiten. Es geht um Innovationen um euch zu begeistern. Kurzum, ohne euch, gebe es uns nicht. Und Weihnachten wäre nicht Weihnachten. Schön, dass es euch gibt! Ich habe eben erfahren, dass ich leider noch nichts vom Stück verraten darf. Also seid gespannt auf die nächste Ausgabe, und haltet die Augen offen nach unseren Plakaten. Und vielleicht findet ja der eine oder andere Mut, bei einer banalen Begegnung demjenigen zu sagen, was er ihm auf der Treppe des Lebens bedeutet.
Euer Bernd Fischer
und die Laienspieler des Niendorfer TSV